Folge 2: Torfgewinnung im Aamsveen – ‘bester Stoff‘

Koning hat viele Erinnerungen an die Torfgewinnung im Aamsveen. Jedes Jahr kauften die Bauern jeweils dreißig Meter Moor, anfangs vom Textilunternehmer Jannink und später aus Staatsbesitz. Diese dreißig Meter durften neun Stiche tief (Torflängen) abgestochen werden. Das entsprach etwa einem Meter. Insgesamt ergab das ungefähr 30.000 Torfstücke.

Eigenbedarf

Die wohlhabenden unter den Bauern setzten für diesen Arbeit ihre Knechte ein. Wenn es im Winter auf den Höfen weniger zu tun gab, war das eine gute Methode, um die Arbeiter zu beschäftigen. Der Torf diente größtenteils dem Eigenbedarf. Und so war er in der Gegend um das Aamsveen auch Hauptbrennstoff. Steinkohle wurde selten verfeuert. „Wir hatten jedes Jahr vielleicht ein paar Doppelzentner Steinkohle, aber das machte nicht viel aus“, erinnert sich Koning.

Trockenplätze

Die Bauern, die eigenen Torf stachen, legten einen oder mehrere Torftrockenplätze an. Das Aamsveen ist das Gebiet der Trockenplätze schlechthin. Sie trugen Namen wie Stroinksdel oder Wagelaarsdel. Es waren einmal zwölf, mit unterschiedlicher Größe. Die Trockenplätze waren mit Feldsteinen gepflastert. Hier wurde nasser Torfaushub abgeladen. Der Schlamm wurde mit Pfeifengras vermischt (‘davon gab es mehr als genug‘). Danach begann das Setzen und Feststampfen. Dazu wurden Pferde eingesetzt und noch früher Ochsen. Zum Schluss liefen die Menschen mit Brettern unter den Holzschuhen darüber, um alles flach zu treten. Wenn das Ganze ausreichend getrocknet war, wurden Blöcke gestochen. Das war ‘bester Stoff‘! Nach dem Abstechen der Blöcke wurden diese neben dem Trockenplatz gestapelt, damit sie weiter trockneten. Das dauerte bei gutem Wetter nochmals ungefähr drei Monate.

Pferdestärken

In der Mitte des Trockenplatzes stand ein Pfahl. Daran wurde ein Pferd angebunden. Die Pferde wurden nicht wie beim Treideln einseitig belastet. Am Pfahl in der Mitte befand sich eine Kette, an der ein kurzer, dicker Stock befestigt war. Das Pferd konnte so normal angespannt
werden. Um das Pferd zu führen, wurde ein langer Stock mit der Trense verbunden. Damit wurde das Pferd angetrieben. Der Legende nach trugen auch die Pferde Bretter unter den Hufen. Koning macht mit dieser Geschichte kurzen Prozess: ‘Völliger Unsinn, das ist gar nicht möglich.‘

Nervös

Heute gibt es nur noch wenige Trockenplätze und sie sind auch nicht leicht zu erkennen: Viele Steine wurden im Laufe der Jahre entfernt und für andere Zwecke verwendet. Die Pferde wurden zwar im Moor eingesetzt, dafür waren aber keineswegs alle geeignet. Eine Eigenschaft des
Hochmoors ist es, dass es sich bewegt. Nervöse Pferde bekamen dadurch Angst. Dann führten sie falsche Bewegungen aus, wodurch sie dann erst recht feststeckten.

Urbarmachung

Nach der Torfgewinnung wurde der niederländische Teil des Aamsveens nicht urbar gemacht. Laut Koning wurde das zwar versucht, es gelang seinerzeit jedoch nicht, die Entwässerung richtig durchzuführen – das Gebiet blieb nass. Das abgetorfte Gebiet blieb so einfach als Ödland zurück. Auf deutscher Seite wurden jedoch Anstrengungen unternommen. Das geschah durch Tiefpflügen. Alles, einschließlich kompletter Birken, wurde in den Boden eingearbeitet. Dazu wurden Winden eingesetzt, die von Dampfmaschinen angetrieben wurden. Das Donnern der Maschinen war bis in die Niederlande zu hören.