Lebenslauf des Aamsveen – nach Wolter Koning

HERR KONING STARB AM 15. APRIL 2021. „DER MANN IN CLOGS IST WEG“. DIE NACH SEINEN ERINNERUNGEN ERZÄHLTEN GESCHICHTEN SIND AUS RESPREKT NICHT ANGEPASST WORDEN UND STEHEN DAHER IM PRÄSENZ.

Das Aamsveen ist nicht nur reich an Schätzen der Natur, sondern auch an vielen Geschichten. Wolter Koning hat sein ganzes Leben in der Nähe des heutigen Natura2000-Gebiets verbracht und dort als Aufseher und Wildhüter gearbeitet. Der Autor und Ehrenamtliche Henk van Gerner spricht mit ihm in Glanerbrug, wo Koning jetzt seit Jahren seinen Ruhestand genießt. Aus diesem Gespräch ist der ‘Lebenslauf des Aamsveens‘ entstanden.

Folge 1: Jugend im Aamsveen – ‘du musst nicht immer mitreden‘

Wolter Konings Gedächtnis ist voller Geschichten, die er gerne teilen möchte. „Vor allem die Historie gefällt mir so gut.“ So weiß er zu berichten, dass im Aamsveen das Schloss eines Raubritters* gestanden hat, der die Gegend zwischen Münster und Twente unsicher machte. Bis Prinz Maurits der Kragen platzte: Der Legende nach hat er den Ritter eigenhändig streng zur Ordnung gerufen. Durch das Aamsveen verläuft ein Graben, wo sich früher der Schlossgraben befunden haben soll. Und die Straße Lappenpad, die es zu jener Zeit bereits gab, soll eine der Strecken des Ritters gewesen sein.

* Die Geschichte vom Raubritter ist ein Mythos: Weder die Existenz des Ritters noch das Eingreifen von Prinz Maurits ist nachgewiesen.

Schwarzsocken

Koning hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen im Aamsveen erlebt. Die Verwaltung änderte sich in seinem Leben mehrmals. Damit war er längst nicht immer einverstanden und das behielt er auch nicht immer für sich. „Du musst nicht immer mitreden.“ Er wurde 1934 auf einem Bauernhof am Rand des Aamsveens geboren. Die Familie Koning stammt ursprünglich nicht aus Twente. Sein Großvater kommt aus Wolvega. Die Familie gehörte im überwiegend katholischen Twente einer anderen Konfession an. Deshalb wurden die Konings als „Schwarzsocken“ betitelt.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie akzeptiert wurden.

Landraub

Der Beginn des 20. Jahrhunderts ist in Twente eine besondere Zeit. Neben den Textilbaronen, die in der flachen Gegend von Twente viel Land besaßen, gab es auch eine Reihe wohlhabender Bauern, die an der deutschen Grenze lebten. Außer den Einkünften aus der Landwirtschaft gab es noch die lukrativen Schmuggleraktivitäten. Manche Bauern machten sich laut Koning an den „Landraub“. Nachts versetzten sie die Umzäunungen, die das eigene vom Gemeindeland trennten. Am nächsten Abend kam wieder ein Streifen Land hinzu: Die Löcher der ursprünglichen Begrenzungen sind noch heute zu sehen …

‘So werdet ihr kein Bürgermeister‘

Koning ist sechs Jahre alt, als der Krieg ausbricht. Die Menschen, die rund um das Aamsveen lebten, verbrachten die Kriegsjahre einigermaßen ruhig, obwohl die Alliierten zu Kriegsende noch einige Bomben abwarfen, weil sie dort ein Quartier der sogenannten Grünen Polizei, der NS-Ordnungspolizei, vermuteten. Eine der Bomben landete im Aamsveen. Die Grundschule, die Koning besuchte, wurde im Krieg von den Deutschen beschlagnahmt. Die Kinder konnten Bücher dann bei dem Lehrer zu Hause abholen, um selbst zu lernen. Dabei kam natürlich wenig heraus. ‘Ihr versteht doch hoffentlich: So werdet ihr kein Bürgermeister.‘